where life begins

Lissabon – immer wieder Lissabon.


(08/2023)


Vor Jahren hatte ich mir mal gesagt, dass es so viele Länder gibt, dass ich nicht zweimal in dasselbe Land reisen sollte. Das war aber vor Corona, das war vor den vielen Freundschaften und das war vor Lissabon.
Nun bin ich also wieder hier. Wenn auch nur kurz. Aber Lissabon hat noch immer den Zauber, den ich so sehr liebe.
Natürlich ist es eine Hochburg für digitale Nomaden und bietet mir deshalb schon sehr viele Annehmlichkeiten. Cafés, Co Working Spaces, Meet Ups, Hostels. Es gibt von allem reichlich.
Doch einmal mehr haben mich Freundschaften hierhergezogen. Und es tat so gut!


Ein bisschen verrückt und ein bisschen viel Trubel waren auch dabei und doch hat es mich wieder daran erinnert, was ich so sehr am Reisen liebe und noch viel mehr, warum ich versuche mit so vielen Leuten in Kontakt zu bleiben.
Es sind die Geschichten, die mich inspirieren und daran glauben lassen, dass die Welt besser ist als wir an manchen Tagen glauben.
Da wäre zum einen diese wundervolle Seele, die mit Ihrer Kreativität und Ihrer Herzensfreude die Menschen bereichert. Sie ist einer der Gründe, warum ich mich so auf Lissabon gefreut habe.


Im Februar habe ich mir spontan ein Tattoo stechen lassen und wie es zu erwarten war, muss ich es nachstechen lassen. Spontan hatte sich in den letzten Monaten leider nie etwas ergeben, daher war mein erster Stop direkt nach dem Flughafen das Tattoostudio. Vielleicht hatte ich ja Glück.
Und dieser herzliche strahlende Mensch kam auf mich zu und erinnerte sich an mich und wir hatten ein ganz tolles Wiedersehen. Nicht nur sie war mir in Erinnerung geblieben, sondern auch anders herum. Es ist als läge ein Zauber der Herzlichkeit über dieser Stadt, der Fremde zu Freunden macht.
Und natürlich stechen wir nicht nur mein Tattoo nach, sondern ergänzen direkt ein weiteres Kunstwerk aus Ihrer Nadel. Dreimal dürft ihr raten, wohin ich also bald wieder reisen „muss“ um mein Tattoo nachstechen zu lassen 😉
Es freut mich so sehr zu sehen, wie begeistert Sie mit Ihren Kunden Projekte bespricht und Ihre Kreativität einfließen lässt.


Ihr findet Ihre Arbeiten auf Instagram: wandertaube


Als ich geplant hatte wieder nach Lissabon zu fliegen, war das vor allem um meine Freundin zu besuchen. Meine liebste Seelenschwester, die ich vergangenes Jahr in Malaga kennenlernte und seitdem bereits so viel mit ihr erleben durfte. Sobald der Flug gebucht war, ergaben sich dann die verrücktesten Sachen.


Freunde, die ich an anderen Orten der Welt kennengelernt hatte, waren ebenfalls hier, wieder hier oder sogar immer noch hier. Und auf einmal fühlte es sich an als würde ich nach Hause kommen. Ein Zuhause, das die Welt miteinander verband. Meine Pläne in Lissabon so konzentriert zu arbeiten, wie in Zypern waren dahin. Natürlich musste ich all die Geschichten hören, die sie in der Zwischenzeit erlebt hatten. Und ich verfolgte die Erzählungen so gespannt, es fehlte nur noch die Dia Show und ich wäre mittendrin gewesen.
Natürlich folgt man sich auf Instagram (aktuell das beste Medium um mit Reisenden in Kontakt zu bleiben, auch wenn ich mir diese blöde App manchmal gerne weghexen möchte) und bekommt einiges mit – aber die Gefühle und Erfahrungen austauschen zu können, ist das, was uns dann verbindet.


Ein sehr starkes Thema ist die Reise Depression und der soziale Overload. Für mich auch ein sehr wichtiges Thema, ist die Wahrnehmung anderer Länder.
Wie lange kann man reisen ohne ziellos zu werden?
Wie lernt man mit ständig neuen Bekanntschaften umzugehen und ständig neuen Abschieden?


Vorweg – ich habe letztens mit einem Freund geschrieben, der nach Monaten des Reisens durch alle Kontinente, nicht mehr wusste wohin. Er hat noch 2 Monate zum Reisen, bevor er wieder in die Heimat fliegt, aber er überlegte, ob er nicht vielleicht den Flug umbucht. Zu ziellos kam er sich vor und so gleich war doch auf einmal alles. Ich selbst hatte das ja damals auch erlebt – in Australien. Ein Strand ist ein Strand, neue Leute hier, neue Leute da – aber voran kam man irgendwie nicht. Wir sprachen recht lange darüber, welche Möglichkeiten er alles hatte und ob es helfen würde in eine eher abgelegene Gegend zu gehen und etwas Ruhe für sich zu haben oder ob es besser ist Leute um sich herum zu haben. Ich glaube sein Weg führte ihn jetzt spontan nach Venedig.


Hätte ich damals jemanden gehabt, mit dem ich darüber hätte sprechen können, wäre ich vielleicht auch am Ball geblieben. Ich bin sehr froh, dass sich die Welt weiterentwickelt hat und durch die Technik die Möglichkeit bietet mit Gleichgesinnten in Kontakt zu bleiben. Community ist so wichtig! Nicht nur beim „Travel Blues“, sondern gleichsam auch bei so vielen anderen Themen. Es ist wichtig zu wissen, dass man nicht alleine ist! Weder mit den Zweifeln, den Ängsten, noch mit den Freuden, die man erlebt. Wir alle wissen manchmal nicht weiter und hinterfragen unsere Entscheidungen. Sich darüber austauschen zu können, ist Gold wert.


Wenn ich mich mal so fühle – ziellos und auch mal allein – hilft mir der Gedanke sehr, dass es andere gibt, die sich auch schonmal so gefühlt haben. Ich hab ja meine Ziele, auf die ich hinarbeite. Aber all die kleinen Schritte dazwischen, die permanente Arbeit an mir selbst, die guten und die schlechten Tage – ja, da ist Community ganz wichtig.


Und mein Netzwerk ist großartig! Sei es, dass meine Freunde immer ein offenes Ohr für mich haben. Meine Familie mir immer ein Dach über den Kopf anbietet oder meine beste Freundin mir ein wenig „Ohana“-Zeit anbietet. Und es gibt natürlich auch die Verrückten, die dann spontan mit mir in ein anderes Land fliegen. Alles ist möglich – alles was du brauchst, kann direkt vor deinen Augen sein.


Jeder Mensch, der reist, hat eine andere Motivation. Böse Zungen sagen immer, dass man entweder etwas sucht oder vor etwas wegläuft. Ich aber finde, es gibt sowohl dazwischen als auch darüber hinaus noch so viele Nuancen. Und da die Motivation für jeden Menschen eine andere ist, ist auch die Frage nach der Ziellosigkeit so individuell, dass es nicht in Zeit zu fassen ist. Ich habe meinen Rhythmus gefunden.


Ich habe auch meinen Rhythmus gefunden, wenn es um soziale Aktivitäten geht. Man kann nicht jeden Tag 100% auf der Höhe sein. Jeder Mensch hat seine Batterie und die entlädt und lädt sich in seinem eigenen Tempo. Das schöne an vielen digitalen Nomaden ist, wie gut sie sich selbst kennen. Eine Sache, die ich gelernt habe, ist meine Grenzen zu kommunizieren und meine Bedürfnisse ernst zu nehmen. Wenn ich mal einen Tag keine Menschen sehen will, dann ist das nichts persönliches, dann ist das einfach nur, weil ich eine Pause brauche um meine eigenen Batterien wieder aufzuladen.


Lebt man in einer Wohnung und hat einen normalen 9-to-5 Job, nutzt man oft den Feierabend oder auch die Sofa-Sonntage um seine Batterien wieder aufzufüllen. Lebt man in Hostels, Co Livings oder anderen Arten der Gemeinschaft, hat man ständig Leute um sich herum, ständig Aktivitäten an denen man gerne teilnehmen will und ständig irgendwas zu tun. Es ist schwer, dann einfach mal abzuschalten, wenn man nicht klar kommuniziert, dass man einfach mal „raus ist“


Und genau diese Fähigkeit ist sehr wichtig, damit man eben nicht den overload an sozialen Interaktionen erlebt. Sich einfach mal abkapseln und Grenzen ziehen um sich selbst wieder aufzuladen. Es ist wichtig, dass erkennen und mitteilen zu können. Es ist aber auch wichtig, dass die Mitmenschen das akzeptieren können.


Für mich heißt das oft, dass ich viel spazieren gehe, Musik höre, in Parks oder Cafes sitze, nochmehr durch die Gegend laufe. Ich hab auch schonmal einen ganzen Tag im Bett verbracht und gelesen, obwohl draußen bestes Strandwetter war. Na und?


In den letzten Tagen konnte ich mich über diese Themen mit meinen Freunden austauschen. Was mir erst im Nachgang klar geworden ist, ist das wir uns verabschiedet haben, ohne zu wissen, ob wir uns in den kommenden Tagen nochmal wiedersehen. Keiner von uns weiß, ob es ein kurzer Abschied oder ein Abschied für immer war. Wer weiß schon ob wir uns hier, in einem anderen Land oder überhaupt wieder sehen werden. Wenn unsere Wege sich nochmal kreuzen sollten, bin ich auf die nächsten Stories gespannt. Die Weiterentwicklung, die jeder einzelne von uns macht und die Erfahrungen, die wir teilen.


Für mich ist kein Abschied für immer. Die digitale Welt macht es eben möglich, sich nicht aus den Augen zu verlieren. Die Geschichten, die wir teilen, werden immer in meiner Erinnerung weiterleben und die ein oder andere wird wieder und wieder erzählt werden.


Ich für meinen Teil werde auf jeden Fall nach Lissabon zurückkehren. Meine Geschichte hier ist noch nicht zu Ende.

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